Mein Lernender hat sich heute selbst übertroffen. Man könnte fast meinen, er hätte das Wort "exakt" erfunden – na gut, ein oder zwei Fehler waren schon dabei, aber mal ehrlich, die hätte jede Sachbearbeiterin oder jeder Sachbearbeiter auch beim ersten Mal gemacht. Was man daraus lernt: Die Messlatte hat er sich selbst ganz schön hoch gesetzt.
Es ist einfach schön zu sehen, wie fleissig und wissbegierig er ist, aber auch wie offen er für Feedback ist und dieses umsetzt. Jedes Mal, wenn er eine Aufgabe wieder mit Bravour meistert, flattert mein Berufsbildnerinnen-Herz wie ein glücklicher Kolibri.
Natürlich gab es auch andere Lernende, die gefühlt ein Jahresabo auf meine Zeit und Energie gebucht haben. Aber auch wenn es manchmal erschöpfend und hin und wieder frustrierend ist, gebe ich nicht auf. Im Gegenteil, es sprudelt regelrecht aus mir heraus, wenn ich mit Übermotivation und voller Begeisterung Weisheiten und Karrieretipps verteile – manchmal so sehr, dass ich selbst überrascht bin, wenn die Lernenden nicht schreiend aus meinem Büro rennen. Solange das nicht passiert, läuft alles im grünen Bereich, oder?
Aber woher kommt eigentlich diese unermüdliche Leidenschaft für meinen Job als KV-Berufsbildnerin? Ganz einfach: Mein Leben!
Und glaubt mir, hätte mir vor 18 Jahren jemand gesagt, dass ich mal als Berufsbildnerin arbeiten würde – und dann auch noch direkt in der Berufsbildung – ich hätte vermutlich fassungslos den Kopf geschüttelt und gesagt: "Das kann ich nicht, dafür bin ich viel zu dumm."
Ja, ihr habt richtig gelesen. Und ja, lest diesen Satz ruhig noch einmal. Und nochmal! Kein Scherz. Damals war ich felsenfest davon überzeugt, dass ich zu dumm für einen Job wie den einer Kauffrau wäre – das wurde mir in der Schule ja schliesslich auch so beigebracht.
Natürlich will ich die Lehrerwelt nicht schlecht dastehen lassen. Es war nur ein Lehrer – und na ja, vielleicht auch ein bisschen die Gesellschaft. In den letzten zwei Oberstufenjahren hatte ich das Glück, einen wunderbaren Lehrer zu haben, der uns gezeigt hat, dass wir mehr sind als nur Noten und Schulstufen. Aber mal ehrlich, was sich einmal tief im Inneren festgesetzt hat, wird man so schnell nicht wieder los – das klebt wie Zuckerwatte im Gesicht.
Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich verstanden habe: Alles ist möglich, solange es Spass macht und man Freude daran hat zu lernen. Als ich das endlich begriffen habe, wurde plötzlich vieles leichter. Aber, das gebe ich zu, es hat noch einmal zehn Jahre gedauert, bis dieser Groschen gefallen ist.
Mein Tipp: Geh deinen Weg, hab Spass dabei und tu das, was dich wirklich glücklich macht – dann wird alles plötzlich leichter und du wirst strahlen.
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